Was ist Angst?

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Angst ist ein Gefühl. So wie auch Trauer, Wut oder Freude. Jeder Mensch kennt diese Gefühle. All unsere Gefühle sind wichtig und haben einen Nutzen. Auch unsere Angst. Sie ist in einem Teil unseres Gehirns verankert, den alle Menschen schon immer hatten, man nennt ihn Amygdala. Manche sagen auch, dass das unser „Reptiliengehirn” ist, weil es so alt ist. Früher hat dieser Teil den Menschen geholfen, Gefahren zu erkennen, z.B. konnten sie sich schnell vor wilden Tieren verstecken, fliehen oder kämpfen.
Auch heute ist Angst eigentlich eine Superkraft. Sie schützt uns vor gefährlichen Situationen: Wenn wir uns im Straßenverkehr bewegen, sind wir achtsam, auf einem Klettergerüst vorsichtig, beim Skaten nicht zu übermütig.
Die Angst hilft uns, Situationen einzuschätzen. Auch bei Präsentationen oder in Prüfungen hilft uns unsere Angst wach und konzentriert zu sein.

Wie kann Angst das?

Angst wird, wie eben schon gesagt, von unserem Gehirn erzeugt, indem Adrenalin und Kortisol freigesetzt werden. Das sind Botenstoffe. Und diese Botenstoffe geben unserem Körper die Fähigkeit, super schnell zu reagieren. Deshalb atmen wir auch schnell und bekommen Herzrasen.

Vor was haben wir Angst?

Wir Menschen kennen ganz verschiedene Ängste, z.B. vor Tieren, Höhe, Dunkelheit, Prüfungen oder auch vor anderen Menschen. Wir können z.B. vor Lehrern Angst haben oder davor, von Mitschülern nicht gemocht und ausgeschlossen zu werden. Viele Ängste machen richtig viel Sinn, wenn wir uns die Evolutionsgeschichte von uns Menschen ansehen. Die Menschen früher mussten sich vor vielen Tieren schützen und hätten niemals ganz allein in der Wildnis überleben können.

Kann man auch zu viel Angst haben?

Wenn unsere Angst übermäßig wird und wir Angst haben vor Dingen und Situationen, die objektiv gesehen gar nicht so gefährlich sind, hilft uns unsere Angst nicht mehr, sondern hindert uns. Wir können dann oft nicht mehr das tun, was wir eigentlich tun wollen, sollen oder müssen. Uns fällt dann z.B. schwer, zur Schule zu gehen oder mit unseren Mitschülern zu sprechen.

Und wie kommt es dazu, dass die Angst das Steuer übernimmt?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Z.B. sind manche sowieso schon schüchterner oder ängstlicher in neuen Situationen als andere. Manche neigen auch dazu, eher daran zu denken, was alles Schlimmes passieren kann. Oder man hat ängstliche Menschen als Vorbilder und lernt von diesen, auch ängstlich zu reagieren. Natürlich kann eine schlimme Erfahrung auch eine starke Angst auslösen. Wenn wir uns dann wegen unserer Angst bestimmte Dinge nicht mehr trauen oder bestimmte Situationen vermeiden, kann unsere Angst immer größer werden. Und wir bekommen sogar Angst vor der Angst.

Kennen das auch andere Menschen?

Ungefähr 10 von 100 Kindern haben eine Angststörung, so heisst das, wenn starke Angst zu einer psychischen Erkrankung wird. Aber auch viele Kinder - und auch Erwachsene - , die keine Angststörung haben, kennen starke Ängste, die ihnen manchmal das Leben schwer machen. Z.B. weil sie eine gefährliche Situation mit einem Hund erlebt haben, weil sie von anderen geärgert wurden, weil sie gerade die Schule gewechselt haben, weil eine Prüfung bevorsteht oder weil sie sich viele Sorgen machen. Frag doch mal deine Eltern, ob es etwas gibt, vor dem sie richtig stark Angst haben.

Nochmal das Wichtigste:

  • Angst ist normal

  • Jeder kennt Angst

  • Sie hilft uns oft

  • Angst kann durch verschiedene Dinge oder Situationen ausgelöst werden, sogar durch eigene Gefühle oder Gedanken.

  • Wenn es keine reale Gefahr gibt und wir trotzdem übermäßige Angst haben, sollten wir uns Hilfe suchen. Dort können wir lernen, wie wir mit unserer Angst umgehen können.