Was ist der Unterschied zwischen Psychologe, Psychiater und Psychotherapeut

fachlich geprüft von Elena Cathrin Knie (Psychologin)

AllyWell bietet Eltern, Jugendlichen und Kindern psychologische Beratung an. Eine typische Frage unserer Kund:innen ist “Meine Freundin hat da ein Thema und überlegt, ob sie sich bei euch meldet. Bei welchen Themen könnt ihr eigentlich helfen?”

Belastende Fragen und Themen gibt es sehr viele und bei vielen können wir gut zur Seite stehen. Bei einigen Problemen sind wir aber auch nicht die am besten passenden. Aber wer denn dann? An dieser Stelle wird der Dschungel der Spezialisierungen für viele Menschen schnell unübersichtlich. Dieser kurze Artikel bringt Licht ins Dunkel. Psychotherapeut:in, Psychiater:in, Psycholog:in oder Hausarzt/Hausärztin – wer ist wann die richtige Ansprechperson?


Lesezeit: 15 Min


Was macht ein Psychologe?

Psycholog:innen sind Fachleute, die menschliches Verhalten, mentale Prozesse und emotionale Reaktionen untersuchen. Um Psycholog:in zu werden, absolviert man eine akademische Ausbildung mit einem Abschluss in Psychologie, in der Regel auf Bachelor- oder Masterebene, und gegebenenfalls einer weiterführenden Promotion.

Die Tätigkeitsfelder von Psycholog:innen sind vielfältig und umfassen Bereiche wie klinische Psychologie, Beratung, Forschung, Bildung und Unternehmensberatung. Sie sind in der Lage, in verschiedenen Kontexten zu arbeiten und ihre Kenntnisse in unterschiedlichen Anwendungsbereichen einzusetzen.

Psycholog:innen bieten häufig psychologische Beratung (z. B. wie bei AllyTime oder im Schulangst-Programm) an, um Menschen bei der Bewältigung emotionaler Herausforderungen zu unterstützen. Ihre Beratungsansätze können vielfältig sein und reichen von Coaching-Methoden bis hin zu Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie.

Es ist wichtig zu betonen, dass Psycholog:innen nicht auf die psychologische Beratung beschränkt sind. Sie können auch in der Forschung tätig sein, Bildungseinrichtungen beraten oder in der Wirtschaft zum Verständnis menschlichen Verhaltens beitragen. Aufgrund ihrer breit gefächerten Ausbildung sind Psychologe:innen in der Lage, auf vielfältige Weise zum Verständnis und zur Förderung der psychischen Gesundheit beizutragen.

Was macht ein Psychotherapeut?

Psychologische Psychotherapeut:innen sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen besitzen eine Approbation auf Basis eines Psychologiestudiums oder eines sozialpadägogischen Studiums. Zusätzlich verfügen sie über eine Spezialfortbildung in der Psychotherapie und dürfen Psychotherapie im Sinne der ärztlichen Berufsordnung bzw. des Psychotherapeutengesetzes ausüben.

Ihr Schwerpunkt liegt auf der Nutzung von therapeutischen Methoden (z. B. aus der Verhaltenstherapie), bei der die therapeutische Beziehung zwischen Therapeut:in und Klient:in im Mittelpunkt steht. Durch diesen Prozess bieten Psychotherapeut:innen emotionale Unterstützung und helfen ihren Klienten, durch Diagnose, Linderung und - im Bestfall - Heilung einer psychischen Erkrankung.

Was macht ein Psychiater?

Ein:e Psychiater:in ist ein Arzt oder Ärztin, der/die sich auf die Behandlung psychischer Erkrankungen spezialisiert hat. Im Gegensatz zu Psycholog:innen oder Psychotherapeut:innen haben Psychiater:innen immer eine medizinische Ausbildung und ein abgeschlossenes Medizinstudium.

Eine Kernkompetenz von Psychiater:innen liegt daher in der Verschreibung von Medikamenten und der Anwendung medizinischer Ansätze zur Behandlung psychischer Krankheiten. Diese Möglichkeit kann bei verschiedenen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen oder bipolaren Störungen eine entscheidende Rolle spielen.

Obwohl Psychiater:innen in erster Linie auf medikamentöse Behandlungen spezialisiert sind, können sie auch psychotherapeutische Ansätze anwenden, wenn sie - wie bei den Psycholog:innen - eine psychotherapeutische Spezialfortbildung abgeschlossen haben. Das bedeutet, dass sie neben der Verschreibung von Medikamenten auch Gesprächstherapie und andere psychologische Methoden in ihren Behandlungsplan integrieren können.

In vielen Fällen arbeiten Psychiater:innen auch mit Psycholog:innen oder Psychotherapeut:innen zusammen, um eine Gesamtversorgung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen zu gewährleisten. Der Ansatz von Psychiater:innen zielt darauf ab, sowohl medizinische als auch psychologische Aspekte zu berücksichtigen, um eine optimale Versorgung und Unterstützung der Patienten zu gewährleisten.

Was macht ein Heilpraktiker der Psychotherapie?

Heilpraktiker der Psychotherapie sind Personen, die eine Ausbildung zum Heilpraktiker abgeschlossen haben und die Grundlagen psychotherapeutischer Verfahren beinhaltet. Sie werden von den Gesundheitsämtern der jeweiligen Bundesländern zugelassen. Ein Hauptschulabschluss reicht als ausbildungsbezogene Zulassungsvoraussetzung für die Ausbildung zum Heilpraktiker bereits aus.

Auf Basis dieser Zusatzausbildung dürfen die Heilpraktiker:innen dann Psychotherapie anbieten und anwenden. Sie können aber keine Diagnosen zu Erkrankungen stellen (z. B. Feststellen, ob eine Depression vorliegt). Die Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Heilpraktiker:innen sind sehr groß und von außen nicht einfach zu erkennen.

Heilpraktiker:innen der Psychotherapie dürfen sich nicht “Psychotherapeut:in” nennen, sondern nur “Heilpraktiker der Psychotherapie” oder “Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz” anbieten. Heilpraktiker:innen haben keine Krankenkassenzulassung.

Unterschiede zwischen Psychologe, Psychiater, Psychotherapeut

Psycholog:innen haben eine Psychologiestudium hinter sich. Sie arbeiten in vielen unterschiedlichen Berufen. Einige Psycholog:innen bieten psychologische Beratung an für emotional schwierige Phasen und belastende Situationen. Sie dürfen aber keine psychischen Krankheiten in der Beratungsarbeit diagnostizieren und/oder behandeln.

Heutige Psychotherapeut:innen haben ein Psychologiestudium oder ein sozialpädagogischen Studium absolviert. Zusätzlich haben sie eine Approbationsausbildung der Psychotherapie abgeschlossen. Psychotherapeut:innen dürfen psychische Krankheiten diagnostizieren und mit psychotherapeutischen Verfahren diese Krankheiten behandeln (z. B. Verhaltenstherapie, systemische Therapie, tiefenpsychologische Verfahren).

Psychiater:innen haben ein medizinisches Studium und manchmal eine Zusatzausbildung in der Psychotherapie abgeschlossen. Ihr Fokus liegt auf der medikamentösen Behandlung psychischer Erkrankungen.

Psychotherapeut, Psychiater oder Psychologe – wer ist wann der richtige Ansprechpartner?

Die Wahl zwischen einem Psychotherapeuten, einem Psychiater oder einem Psychologen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art des Problems, das erlebt wird. Hier sind einige allgemeine Richtlinien:

  1. Psychiater:

    • Ein:e Psychiater:in ist besonders geeignet, wenn es möglich ist, dass medizinische oder biologische Faktoren zu den psychischen Gesundheitsproblemen beitragen (z. B. eine genetische Disposition).

    • Wenn Medikamente benötigt werden, um psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände oder Bipolarität zu behandeln, ist ein:e Psychiater:in ebenso die richtige Ansprechperson.

  2. Psychotherapeut:

    • Wenn nach einer psychotherapeutischen Behandlung einer psychischen Krankheit gesucht wird, ohne zwangsläufig Medikamente einzunehmen, ist ein:e Psychotherapeut:in eine passende Wahl.

    • Psychotherapeut:innen sind in verschiedenen therapeutischen Ansätzen geschult (z. B. Verhaltenstherapie, systemische Therapie, tiefenpsychologische Ansätze)

  3. Psychologe:

    • Ein:e Psycholog:in kann eine gute Wahl sein, wenn eine psychologische Beratung und/oder psychoedukative Unterstützung gesucht wird.

    • Wenn die emotionale Belastung hoch ist, aber eine psychische Krankheit unwahrscheinlich ist, dann ist eine psychologische Beratung ausreichend.


Als psychologische Mentorinnen stehen wir dir über unsere App AllyTime auch persönlich zur Seite.


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