Autophobie: Angst vor dem Alleinsein bei Kindern und Erwachsenen
Als soziale Lebewesen sind wir darauf angewiesen, in Gemeinschaften zu leben und mit anderen zu interagieren. Wir sehnen uns nach Anerkennung unserer Existenz und danach, von unseren Mitmenschen in unseren Handlungen und Äußerungen wahrgenommen zu werden. Wir wünschen uns positive Bindungen und Beziehungen, in denen wir geliebt und geschätzt werden.
Gleichzeitig kann auch das Alleinsein unser Leben bereichern. Wir haben die Möglichkeit mit uns selbst Zeit zu verbringen, den Fokus nach Innen zu richten und für uns selbst Raum einzunehmen.
Für manche Menschen ist das Alleinsein allerdings eine große Herausforderung und schon der Gedanke daran kann Angst bereiten.
Wir möchten dir in diesem Artikel die unterschiedlichen Ausprägungen dieser Angst zeigen und verschiedene Tipps geben, um damit umzugehen.
Lesezeit: 10 Min
Die “normale” Form der Angst vor dem Alleinsein
Es gibt - wie bei allem - verschiedene Ausprägungen dieser Angst. Während einige Menschen mit Leichtigkeit allein sein können, sich vielleicht sogar darauf freuen, verspüren andere ein gewisses Unbehagen. Diese Form der Angst vor dem Alleinsein ist normal und kann sogar dazu dienen, uns dazu zu motivieren, soziale Kontakte zu pflegen und uns mit anderen Menschen zu verbinden. So haben wir zum Beispiel nach Phasen von mehr Isolation oft sehr das Bedürfnis nach anderen Menschen - oder was viele von uns schon mal erlebt haben “FoMo”.
Autophobie: Wenn die Angst vor dem Alleinsein zur Belastung wird
Für manche Menschen entwickelt sich diese Angst vor dem Alleinsein zu einem ernsthaften Problem, das ihr tägliches Leben stark beeinflusst. Diese Form der Angst wird als Autophobie bezeichnet und kann zu schwerwiegenden Einschränkungen führen. Menschen mit Autophobie empfinden das Alleinsein nicht nur als unangenehm, sondern erleben z.B. regelrecht Panik, wenn sie mit der Situation konfrontiert sind. Viele Menschen mit Autophobie versuchen das Alleinsein möglichst zu vermeiden, was die eigenen Möglichkeiten und die eigene Freiheit extrem einschränkt.
Sobald du unter der Angst vor dem Alleinsein leidest, sie dich in deinem Alltag einschränkt oder deine Beziehungen beeinträchtigt, ist es vielleicht an der Zeit aktiv etwas zu verändern.
Die Angst vor dem Alleinsein als Chance
Wir können jedes Hindernis, dem wir begegnen, auch als eine Chance betrachten: Als Anstoß für unsere persönliche Entwicklung. Stell dir vor, das Alleinsein wäre für dich keine Belastung mehr: Du müsstest nicht mehr darüber nachdenken, wie du es umgehen kannst. Stattdessen könntest du deine Zeit nutzen, um neue Hobbys zu entdecken, dich in persönliche Projekte zu vertiefen oder alleine Abenteuer zu erleben, die dich herausfordern und inspirieren. Durch das Alleinsein könntest du lernen, dich selbst besser zu verstehen und deine innere Stärke zu finden.
Es gibt viele positive Seiten am Alleinsein. Es erlaubt uns, unsere Gedanken zu sammeln, neue Ideen zu entwickeln und unsere Kreativität zu entfalten. Wenn wir Zeit alleine verbringen, können wir uns entspannen, reflektieren und uns auf unsere persönlichen Ziele konzentrieren. Es bietet uns die Möglichkeit, unsere Unabhängigkeit zu stärken und uns auf unser eigenes Wohlbefinden zu konzentrieren, ohne von anderen abhängig zu sein.
Angst vor dem Alleinsein bei Kindern
Die Angst vor dem Alleinsein ist eine normale Entwicklung in der Kindheit und kann sich in verschiedenen Altersstufen manifestieren.
Im Allgemeinen tritt diese Angst bei Kindern im Alter von 2 bis 4 Jahren auf, wenn sie beginnen, ihre Unabhängigkeit zu entdecken und gleichzeitig eine enge Bindung zu ihren primären Bezugspersonen aufrechterhalten möchten. In diesem Alter können Kinder Anzeichen von Angst zeigen, wenn sie von ihren Eltern oder anderen vertrauten Personen getrennt sind. Sie können weinen, nach ihren Eltern rufen oder sich unruhig verhalten, bis sie wieder in deren Nähe sind.
Im Alter von 5 bis 7 Jahren können Kinder weiterhin Angst vor dem Alleinsein haben, insbesondere in neuen oder ungewohnten Umgebungen. Sie können sich ängstlich fühlen, wenn sie beispielsweise bei Übernachtungen ohne ihre Eltern sind oder wenn sie in einer Gruppe von Kindern sind, die sie nicht gut kennen. Normalerweise nimmt die Angst vor dem Alleinsein im Laufe der Zeit ab, wenn Kinder älter werden und mehr Vertrauen in ihre Fähigkeit entwickeln, allein zu sein oder sich in neuen Situationen zurechtzufinden.
Das erste Mal alleine zu Hause zu bleiben kann für Kinder ein bedeutender Schritt in Richtung Unabhängigkeit sein, aber es kann auch mit Ängsten verbunden sein. Dieser Meilenstein tritt oft im Alter von 10 bis 12 Jahren auf, wenn Kinder mehr Verantwortung übernehmen können und Eltern möglicherweise kurzzeitig das Haus verlassen müssen. Während einige Kinder sich aufgeregt fühlen, können andere Kinder in so einer Situation ängstlich sein, besonders wenn sie nicht vollständig vorbereitet oder informiert sind.
Wenn jedoch die Angst vor dem Alleinsein über das normale Maß hinausgeht und sich stark auf das tägliche Leben des Kindes auswirkt, kann professionelle Hilfe erforderlich sein. Anzeichen dafür, dass die Angst vor dem Alleinsein möglicherweise nicht mehr im normalen Bereich liegt, könnten sein:
Extreme emotionale Reaktionen wie Panikattacken oder anhaltendes Weinen, wenn das Kind allein gelassen wird
Unfähigkeit, alltägliche Aktivitäten allein auszuführen, selbst in vertrauten Umgebungen
Häufige körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen, die mit der Angst vor dem Alleinsein zusammenhängen könnten
Soziale Rückzugstendenzen oder Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen, aus Angst vor dem Alleinsein
Wenn Eltern oder Betreuer Bedenken bezüglich der Angst vor dem Alleinsein bei einem Kind haben, ist es ratsam, mit einem Kinderpsychologen oder einem anderen Fachmann im Bereich der psychischen Gesundheit zu sprechen. Fachleute können eine genaue Bewertung durchführen und gegebenenfalls Interventionen empfehlen, um dem Kind zu helfen, mit seinen Ängsten umzugehen und ein gesundes Maß an Unabhängigkeit zu entwickeln.
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