FoMo - Wer diesen Artikel nicht liest, verpasst was
FoMo, eine Abkürzung für 'Fear of Missing Out', beschreibt ein Phänomen, das in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es bezeichnet die Angst, etwas Wichtiges oder Spannendes zu verpassen, insbesondere Ereignisse, an denen andere teilnehmen. Diese Angst ist nicht nur ein flüchtiges Gefühl, sondern kann intensive Emotionen wie Unruhe, Anspannung oder sogar ein Gefühl des Mangels hervorrufen. Der Kern dieses Phänomens liegt in der Sorge, nicht Teil des aktuellen Geschehens zu sein oder etwas zu versäumen, was andere erleben. Dies wird besonders in sozialen Kontexten spürbar, in denen Ereignisse als besonders interessant oder wichtig eingestuft werden.
In solchen Situationen kann die Angst, etwas zu verpassen, stark zum Ausdruck kommen und die Betroffenen veranlassen, ständig ihre sozialen Medien zu überprüfen oder sich übermäßig in Aktivitäten einzubinden, um ja nichts zu verpassen. Unser Artikel hilft dir ein tieferes Verständnis für FoMo zu entwickeln. Er beleuchtet, warum dieses Gefühl so präsent in unserer modernen Welt ist, wer besonders anfällig dafür ist und welche Schritte unternommen werden können, um einen gesunden Umgang mit FoMo zu entwickeln. Durch das Verstehen der Ursachen und Auswirkungen von FoMo kannst du lernen, besser damit umzugehen und ein ausgeglicheneres Leben zu führen.
Lesezeit: 15 Min
Wo kommt FoMo vor?
Die Angst, etwas zu verpassen, kurz FoMo, kann Menschen jeden Alters, jeder kulturellen Herkunft und aller Schichten betreffen. Dabei sind die Bereiche, auf die sich die Ängste beziehen, sehr unterschiedlich.
Typischerweise bezieht sich FoMo auf folgende Bereiche:
Berufliche Möglichkeiten: Die Sorge, wichtige oder hilfreiche Kontakte, Chancen oder Veranstaltungen zu verpassen, die sich auf die berufliche Laufbahn auswirken könnten.
Konsumverhalten: Das Mangelgefühl, dass andere etwas besitzen oder erleben, was man selbst nicht hat, wie z.B. bestimmte Produkte (Kleidung, Kosmetik) oder Dienstleistungen (Wellness, Apps).
Persönliche Erfahrungen: Das Gefühl, etwas aufregendes, neues oder für die Person individuell wichtiges zu verpassen, z.B. wenn man nicht an Reisen oder Abenteuern teilnimmt.
Technik Trends: Die Besorgnis, dass man nicht auf dem besten und neuesten Stand der Technologie oder der digitalen Trends ist und dadurch Nachteile erlebt.
Kulturelle und soziale Ereignisse: Die Sorge, wichtige Treffen, Veranstaltungen oder Trends zu verpassen, die in im Freundeskreis, in der Peer oder der Gesellschaft von Bedeutung sind.
Nicht immer aller negativ sehen
FoMo muss nicht nur negativ sein. FoMo regt uns auch an, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, neue Chancen zu ergreifen und in unserem Leben nach Verbesserung zu streben.
Warum haben Menschen FoMo?
Von Natur aus wünschen wir Menschen uns, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Unser Drang nach Zugehörigkeit war und ist überlebenswichtig. Gemeinsam machen wir neue Erfahrungen, wir sind neugierig und informieren uns, lernen voneinander und grenzen uns von anderen ab. Dazu gehört auch, dass wir uns mit anderen vergleichen und nichts verpassen wollen.
FoMo macht also Sinn!
Auf der einen Seite stärken wir mit Gemeinsamkeiten das Wir-Gefühl. Wir geben zu erkennen, dass wir zu einer bestimmten Gruppe gehören. Das zeigen wir beispielsweise durch unsere Kleidung und Interessen, unser Auftreten und den gemeinsamen Werten, die wir vertreten. Auf der anderen Seite fördern wir das Wir-Gefühl durch das Anderssein zu anderen Gruppen. Wir wollen an dem für uns als wichtig erachteten Geschehen teilnehmen und keine interessanten Ereignisse oder Gelegenheiten verpassen.
FoMo ist normal, kann aber ein übertriebenes und somit ungesundes Ausmaß annehmen.
Wer ist am meisten betroffen von FoMo?
Wir leben in einer digital vernetzten Welt, in der wir uns unweigerlich ständigen Updates und Vergleichen aussetzten müssen. Der perfekte Nährboden für FoMo. Deshalb sind Menschen, die besonders aktiv in sozialen Medien unterwegs sind, aber die sich auch stark mit anderen vergleichen, häufiger von FoMo betroffen als andere.
Gerade Jugendliche und junge Erwachsene suchen ihren Platz in der Welt und sind dadurch anfällig für FoMo. Dabei stehen sie unter Druck, dabei sein und mit anderen mitzuhalten zu müssen. Die Vergleiche gehen oft ins Absurde, selbst wenn ersichtlich wird, dass nicht alles echt und authentisch ist, was man im Netz zu sehen bekommt. Die Angst, nicht genug zu erleben oder nicht am aktuellen Geschehen teilzunehmen wird trotzdem aktiviert und kann zu hohem Selbstdarstellungsdruck und einem erheblichem Leistungsstress führen.
Wann wird FoMo zum Problem?
FoMo ist bis zu einem gewissen Maß normal und treibt uns an, uns zu entwickeln und zu verbessern. Richtig kanalisiert, kann FoMo wie ein kleiner Motor gesehen werden, der uns antreibt, aktiv zu sein, neue Erfahrungen zu sammeln und uns sowohl persönlich als auch beruflich weiterzuentwickeln.
Wenn wir durch ein Zuviel an FoMo jedoch aus dem Gleichgewicht geraten, kann Stress, Überforderung und eine negative und toxische Vergleichssucht die Folge sein. Das Risiko für Erschöpfung, bis hin zum Burnout, Angstzuständen und Depressionen erhöht sich, wenn FoMo zu viel Einfluss auf unser Leben hat.
Woran du merken kannst, dass FoMo zu viel Raum in deinem Leben einnimmt
Vergleichs- und Darstellungssog
Du vergleichst dich, dein Leben und deinen Besitz oft mit dem deiner Freunde oder mit Personen auf Social Media und hast die Sorge, schlechter abzuschneiden.
Du verspürst den Drang, auf Social Media über deine Erlebnisse zu berichten, weshalb du auf der Suche nach spannendem Content bist.
Du erlebst oft ein Gefühl von Leere oder Frustration, wenn du auf Social Media unterwegs bist und das Leben anderer siehst.
Eigene Bedürfnisse, Interessen oder Hobbys werden vernachlässigt, weil du zu sehr darauf konzentriert bist, was andere tun oder weil du ständig nach Erlebnissen suchst, die du online teilen kannst.
Befürchtungen, außen vor zu sein
Du fühlst dich unwohl und unruhig, wenn sich deine Freunde (real oder online) ohne dich treffen.
Du empfindest Unruhe, wenn du nicht sicher bist, was deine Freunde gerade machen.
Die Sorge, etwas Wichtiges zu verpassen, leitet oft deine Entscheidungen oder macht Entscheidungen schwierig.
Du hast das Gefühl, dass du bestimmte Ereignisse oder Gelegenheiten verpasst hast, wenn du nicht ständig online oder dabei bist.
Es fällt dir schwer, abzuschalten oder dich zu entspannen, weil du befürchtest, etwas Wichtiges zu verpassen.
Digitale Abhängigkeit und Ablenkung
Du checkst ständig die sozialen Medien, auch wenn du in Gesellschaft bist, isst oder Auto fährst.
Teils ist deine Konzentration eingeschränkt, weil dein Bedürfnis, dein Handy zu checken, dich ablenkt.
Du empfindest Druck, immer über alles informiert sein zu müssen.
Du hast Schwierigkeiten, dich auf deine eigenen Aktivitäten zu konzentrieren, weil du ständig daran denkst, was andere gerade machen.
Deine Beziehungen zu Freunden und Familie leiden unter deinem ständigen Bedürfnis, auf Social Media aktiv zu sein oder nichts zu verpassen.
Du gerätst in Missverständnisse oder Konflikte mit anderen, weil du nicht vollständig präsent bist.
Und was kann man tun, wenn FoMo zu groß wird?
Nimmt FoMo ein ungesundes Ausmaß an, können wir in eine Disbalance geraten. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Entstehung von massiver FoMo durch ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren begünstigt und verstärkt wird. Unter anderem kann das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, der eigene Selbstwert, aber auch die Mechanismen und die Darstellung innerhalb der sozialen Medien FoMo hervorrufen und aufrechterhalten.
Ständig werden wir mit dem Leben anderer konfrontieren. Dabei spielen Entfernungen keine Rolle. Wir vergleichen automatisch unser Leben mit den scheinbar perfekten Momenten, die andere online teilen. Die Algorithmen der sozialen Netzwerke zeigen uns mehr und mehr dieser Inhalte und soziale Interaktionen werden online durch Likes und Follower-Zahlen messbar. Das erhöht den Druck und unser Gefühl, etwas zu verpassen, wird größer, was unseren Wunsch, ständig online zu sein, verstärkt.
Auch wenn wir abschalten, fließt der ständige Strom an Informationen weiter. Auch ohne uns. Gleichzeitig besteht oft eine unausgesprochene Erwartung, immer erreichbar zu sein zu müssen. Die Grenzen zwischen Privatleben und Öffentlichkeit sind kaum noch zu ziehen.
Wir alle müssen einen gesunden Umgang mit diesen Herausforderungen finden und das ist nicht einfach. Dennoch gibt es einige Strategien, die dazu beitragen können, auch mal eine andere Sicht einzunehmen, eventuell eine Auszeit vom Vergleichen und Mithalten zu nehmen oder zumindest bewusster mit der Thematik umzugehen.
Diese 7 Strategien können helfen:
Eigene Bedürfnisse und Werte formulieren: Was brauchst du, um dich wohl zu fühlen? Was ist dir wirklich wichtig für dein Leben, wonach möchtest du dein Handeln ausrichten? Was bringt dir Freude und Erfüllung?
Prioritäten setzen: Konzentriere dich auf deine Werte und setzte Prioritäten, die sich nach diesen ausrichten. Wie könnte dein Handeln konkret aussehen? Wie kannst du dieses Handeln unterstützen?
Sich weniger Vergleichen aussetzen: Ein bewusstes Abschalten, Begrenzen oder Löschen von Apps, sozialen Medien oder anderen Plattformen hilft, bei sich zu bleiben.
Achtsamkeit üben: Nehme bewusst wahr, was du gerade tust und denkst. Was spürst du, was siehst du, was hörst du? Mit allen Sinnen in der Gegenwart präsent zu sein, kann helfen, verpasste Gelegenheiten zu akzeptieren oder sie im Bestfall gar nicht mehr als diese zu empfinden.
Grenzen akzeptieren: Denke daran: Es ist unmöglich, nichts zu verpassen. Egal, was man tut, man verpasst immer etwas anderes.
Selbstreflexion: Erkunde, woher deine Ängste und Sorgen kommen und finde Wege, damit angemessen umzugehen.
Positives sehen und Dankbarkeit fühlen: Wie du eigene Erfahrungen beurteilst, spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, diese zu wertschätzen und dankbar dafür zu sein. Einen positiven Blick zu üben, kann dabei helfen, mehr Freude und Zufriedenheit auch in kleinen und alltäglichen Dingen zu finden. So verankerst du dich im Hier und Jetzt, statt dich damit zu beschäftigen, was du verpasst haben könntest.
Möchtest du mehr über dich und deinem Umgang mit FoMo erfahren? Wünschst du dir Unterstützung im Umgang mit FoMo? Unsere AllyWell Canvas hilft dir, deine Selbstreflexion zu fördern, Klarheit zu schaffen und für dich passende Lösungswege zu finden.
JoMo - Was soll das denn sein?
JoMo steht für "Joy of Missing Out" und beschreibt die Freude, etwas zu verpassen. Dieses Konzept ist als Gegenbewegung zur "Fear of Missing Out" (FoMo) entstanden. Es betont die positiven Aspekte, nicht an allem teilnehmen zu müssen oder zu wollen.
Fazit: Ein bisschen FoMo, ein bisschen JoMo
Ein gewisses Maß an FoMo ist okay und kann aktivierend wirken. Ein Zuviel kann zu Stress und psychischen Problemen führen.
Selbstreflexion, Prioritätensetzung und bewusste Pausen von sozialen Medien sind der Schlüssel, um die eigene mentale Gesundheit zu schützen und das eigene Denken und Handeln auf positive Ziele und Werte zu lenken. Schafft man es, sich bewusst für Dinge zu entscheiden, die einem persönlich Freude bereiten und guttun, anstatt sich vom sozialen Druck leiten zu lassen und überall dabei sein zu müssen, kann man eine regelrechte Freude darin finden, etwas zu verpassen. Und dafür gibt es auch einen Begriff: JoMo (“Joy of Missing Out”). JoMo kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren, das Selbstbewusstsein zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern, indem sie einen dazu anregt, sich mit den eigenen Interessen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen und das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Eine bewusstere Lebensführung und die Auswahl der Dinge, die wirklich für uns zählen, kann zu tiefer Zufriedenheit führen.
Als psychologische Mentorinnen stehen wir dir über unsere App AllyTime auch persönlich zur Seite.