Schulische Überforderung: Wie geht es meinem Kind?
✔ fachlich geprüft von Imke Wormeck (Psychologin)
Ein beträchtlicher Teil von 77% der Jugendlichen leidet unter enormem Druck hinsichtlich schulischer Leistungen, wodurch eine schulische Überforderung entstehen kann. Hier erfahren Sie, wie Sie diese Überforderung bei Ihrem Kind erkennen und zur Reduzierung des Drucks beitragen können.
Lesezeit: 3 Min
Wie äußert sich schulische Überforderung?
Haben Sie in letzter Zeit bemerkt, dass Ihr Kind kaum Zeit für soziale Aktivitäten hatte, aufgrund einer ständigen Beschäftigung mit schulischen Aufgaben? Weist Ihr Kind häufig Anspannung und Unruhe auf oder wirkt es gelegentlich müde und unmotiviert? Zieht es sich vielleicht ins eigene Zimmer zurück und blockt sie bei Näherungsversuchen ab? Dies sind einige der Anzeichen, die Jugendliche mit schulischer Überforderung aufweisen können.
Aber was ist schulische Überforderung?
Schulische Überforderung ist ein Phänomen, das auftritt, wenn Ihr Kind nicht mehr mit den schulischen Anforderungen emotional zurechtkommt. An diesem Punkt ist Ihr Kind durch Unmengen von schulischen Aufgaben, wie Hausaufgaben, Präsentationen und Vorbereitung auf Klausuren müde und erschöpft. Es hat keine Freizeit mehr und somit auch keine Zeit für Freunde oder die Befriedigung eigener Bedürfnisse. Alle Gedanken drehen sich um diese schulischen Leistungen und wegen dieser stehen sie auch unter enormem Druck. Um alle Möglichkeiten in der Zukunft zu haben, möchten sie nur beste Leistungen erzielen.
Zur Folge hat dieser Druck in den vielen Fällen auch Prüfungsangst. Bei fortlaufender Überforderung kann es jedoch auch zum Burnout führen. Diese psychische Belastung ist ein häufig auftretender Zustand, der zu ernsten psychischen Problemen führen kann.
Wie entsteht schulische Überforderung?
-
Ihr Kind hat das Gefühl in einer Dauerschleife schulischer Belastung gefangen zu sein. Es verbringt den halben Tag in der Schule und erledigt anschließend den gesamten Nachmittag lang Hausaufgaben. An den Wochenenden werden Präsentationen vorbereitet und es wird für die nächste Klausur gelernt. So geht jede Woche zu Ende und beginnt wieder von vorne.
-
Die Schule ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens von Jugendlichen, doch das ganze Leben sollte sie nicht dominieren. Leider kommt es häufig zu diesem Fall, welcher folgende Auslöser haben kann:
Es leiden laut einer aktuellen Umfrage durchschnittlich 77% der Jugendlichen unter Leistungsdruck. Dieser Druck wird durch das Bedürfnis ausgelöst, besser sein zu müssen. Betroffene sind stets unzufrieden mit ihren erbrachten Leistungen und streben immer an, noch besser zu sein. Durch diesen Leistungsdruck entsteht jedoch nicht nur Unruhe und Angespanntheit bei Ihrem Kind. Es investiert auch seine ganze Zeit ins Lernen, wodurch keine Freizeit bleibt. Häufig bildet sich hierbei auch eine starke Prüfungsangst, welche von der Angst zu Versagen geprägt ist.
Jedoch kann eine Überlastung bezüglich schulischer Verpflichtungen auch zu einem Burnout bei Jugendlichen führen. Diese Überlastung wird durch eine sehr anstrengende und stressige Schulsituation bzw. Schul- und Lernphase erweckt und sobald einmal ein bestimmtes Überlastungsstadium erreicht ist, tritt der Burnout-Effekt ein. Dadurch kommt ihrem Kind jede noch so kleine Aufgabe um ein Vielfaches mehr vor, insbesondere in schulischer Hinsicht. Auch die aufzuwendende Zeit verlängert sich extrem für die Bewältigung der Aufgabe.
Recht häufig treten diese Auslöser in Kombination oder als Folge des jeweils anderen auf.
-
Eltern gehen meistens davon aus, dass sie selbst das eigene Kind nicht unter Leistungsdruck setzen und sie zudem kaum Einfluss auf die schulische Überforderung ihres Kindes haben. Tatsächlich wird der Leistungsdruck oft von äußeren Einflüssen wie Freund:innen, Lehrer:innen oder den sozialen Medien ausgeübt. Doch insbesondere wenn Eltern selbst einen hohen Anspruch an Leistung und Ziele im Leben haben, erzeugt dieses Vorleben einen zusätzlichen Druckpunkt. Dabei liegt die Betonung beabsichtigt auf dem Begriff “Vorleben”, denn egal in welchem Alter, Eltern sind die ersten Bezugspersonen, an denen Kinder ihr eigenes Verhalten ausrichten.
Wie kann mein Kind entlastet werden?
Auch wenn sie selbst der Meinung sind, ihr Kind würde nicht unter Leistungsdruck leiden, haben Umfrageergebnisse gezeigt, dass ein Großteil der Jugendlichen das selbst durchaus so sehen. Wenn ihr Kind unter dieser psychischen Belastung leidet, ist ein Handeln zur Verringerung des Problems empfehlenswert. Prüfungsängste haben häufig einen starken Einfluss auf die Leistungen in der Schule. Schlechter werdende Leistungen erhöhen wiederum den Druck und ein Teufelskreis kann sich in Gang setzen.
Zunächst sollten sie sich einen klaren Überblick der aktuellen Situation verschaffen:
Identifizieren Sie mit Ihrem Kind zusammen die Ursachen der schulischen Überforderung (Leistungsdruck, Prüfungsangst, Burnout, etc.).
Finden Sie gemeinsam heraus, wie diese Ursachen verstärkt werden (durch Familie, Freunde, soziale Medien, etc.).
Anschließend sollten Sie versuchen gemeinsam mit Ihrem Kind eine Bewältigung der Probleme zu entwickeln. Beispiele dafür wären:
Finden sie ein ausgewogenes Zeitverhältnis zwischen Schule und Freizeit
Suchen sie Möglichkeiten, um die Ursachen der Probleme zu bewältigen
Erstellen sie Strategien zur Bedürfnisintegration, sodass ihr Kind wieder genug Freizeit und Zeit zur Entspannung hat
Wann sollte ich für mein Kind professionelle Hilfe in Betracht ziehen?
Eltern haben einen hohen Einfluss darauf, wie ihr Kind mit Stress, Überforderung und Druck umgehen lernt.
Eine Frage an Sie als Elternteil: Haben sie auch gelegentlich das Gefühl gestresst zu sein, unter Druck zu stehen oder schlicht und einfach überfordert zu sein? Wenn ja wissen sie wohl aus eigener Erfahrung, wie sich diese Belastung anfühlt. Aber können sie in diesen Situationen selbstständig zur Besserung beitragen und wissen stets, was zutun ist? Ihr Kind weiß dies nämlich in seiner aktuellen Situation nicht.
Die Bewältigung der schulischen Überforderung selbst ist für Ihr Kind alleine schwer umzusetzen. Daher kann es sinnvoll sein, professionelles Mentoring in Betracht zu ziehen. Als Elternteil können sie zusammen mit einer professionellen Unterstützung die Auslöser und Gründe für die schulische Überforderung ihres Kindes ermitteln, bewährte Bewältigungsstrategien erlernen und sie in den Schulalltag einbauen. Ziel ist, dass ihr Kind die Schulzeit möglichst positiv erleben und nutzen kann.
Unsere psychologischen Mentorinnen stehen dir über unsere App AllyTime auch persönlich zur Seite.