Schulische Überforderung: Wie kann ich Leistungsdruck reduzieren?

fachlich geprüft von Imke Wormeck (Psychologin)

Viele Jugendliche leiden unter enormem Druck hinsichtlich schulischer Leistungen, wodurch eine schulische Überforderung entsteht. Im Folgenden erfährst du, wie diese Überforderung erkannt und der Druck verringert werden kann.

Jugendliche ist vom Leistungsdruck in der Schule überfordert

Lesezeit: 5 Min


Wie schulische Überforderung sich bemerkbar machen kann

Es ist 7 Uhr am Montagmorgen und der Wecker klingelt. Lilly schaltet ihn aus und steigt aus dem Bett, doch bereit für den Tag fühlt sie sich bei weitem nicht. Obwohl gerade erst Wochenende war, ist sie einfach nur erschöpft und schlapp. Erholung am Wochenende? Eindeutig nicht.
Von morgens bis abends war sie damit beschäftigt, Hausaufgaben zu erledigen, die Englisch Präsentation vorzubereiten und für die Mathearbeit am Mittwoch zu lernen. Zur schulischen Überforderung ist es nicht mehr weit. Wann sie sich zuletzt mit ihren Freund:innen getroffen hat, weiß sie schon garnicht mehr.
Zeit um einfach mal abzuschalten und sich zu entspannen kann sie sich auch nicht erlauben. Obwohl sie erst in der zehnten Klasse ist, bekommt sie beim Gedanken an das Abitur schon Gänsehaut. Sie steht unter enormem Leistungsdruck.
Lilly erinnert sich an die schönen Zeiten damals, als sie nach Schulschluss mit ihren Freund:innen zum Spielen verabredet war und an den Wochenenden tolle Ausflüge unternommen oder Pyjamapartys gefeiert wurden. Schulische Überforderung war damals ein Fremdwort. Heute ist ihr Lebensmittelpunkt jedoch ein anderer, nämlich die Schule. Und ihr Ziel: Beste Noten bekommen. Eine Sache jedoch fragt sie sich in letzter Zeit ziemlich häufig: Wird dieser Druck jemals aufhören?

Doch was ist schulische Überforderung eigentlich?

Viele Jugendliche haben das Gefühl, ihr Leben würde sich nur noch um die Schule drehen und Freizeit bleibt keine mehr übrig. Wenn der Unterricht aus ist, warten noch viele weitere schulische Aufgaben auf sie. Dies sind Unmengen an Hausaufgaben, vorzubereitende Präsentationen und natürlich Lernen für die nächsten Klausuren.
Zusätzlich stehen die Jugendlichen unter enormem Druck, gute Leistungen zu erbringen. Sie wollen nur die besten Noten bekommen, um sich alle Möglichkeiten für die Zukunft offen zu halten. Dieser Druck kann jedoch individuell ausfallen und durch die unterschiedlichsten Faktoren ausgelöst werden. Dieser Druck bringt auch viele Ängste mit sich, wie die Angst zu versagen. Folglich leiden die Jugendlichen unter starker Erschöpfung und haben keine Möglichkeit auch mal abzuschalten.
Das Empfinden, die Schule vereinnahmt das ganze Leben in Kombination mit diesem Leistungsdruck kann zu einer ernstzunehmenden Prüfungsangst führen. Hierbei spricht man auch von einer extremen psychischen Belastung, welche sich durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Faktoren auszeichnet und leicht zur schulischen Überforderung führen kann. Somit hat man wirklich kaum noch Freizeit, denn diese wird größtenteils von schulischen Aufgaben und Gedanken an diese vereinnahmt.
Zusammengefasst ist die schulische Überforderung also eine komplette Überlastung hinsichtlich schulischer Aktivitäten, geprägt durch Erschöpfung, Müdigkeit und dem simplen Gedanken “Ich kann nicht mehr”.

Wodurch entsteht diese Überforderung?

 

Betroffene Jugendliche nehmen Folgendes wahr:

  • Halben Tag (teils bis zum späten Nachmittag) in der Schule verbringen

  • Nach dem Unterricht Zuhause Hausaufgaben machen

  • An den Wochenenden lernen

Diese Dauerschleife weckt das Empfinden, dass die Schule einem die Freizeit raubt.

 

Wie kommt es zu dieser Wahrnehmung?

Einerseits kann man nicht verleugnen, dass die Schule viel Zeit beansprucht. Dennoch sollte sie im Normalfall nicht die gesamte Freizeit eines Jugendlichen beanspruchen. Tut sie das dennoch, kann dies unterschiedliche Gründe haben.

Mögliche Gründe dafür:

Zum einen kann der/die jeweilige/r Schüler:in unter Leistungsdruck leiden. Das bedeutet, das ständige Bedürfnis zu haben, besser sein zu müssen und gleichzeitig das Gefühl zu haben, nie gut genug zu sein. Diesen Druck kann man sich selbst machen, er kann jedoch auch durch andere Faktoren, wie Familienmitglieder, Freunde oder die sozialen Medien angefacht werden. Folglich investieren die Betroffenen jede verfügbare Sekunde ins Lernen und Arbeiten, um bestmögliche Leistungen zu erzielen.

Eine weitere Möglichkeit kann jedoch auch eine unterbewusste Übertreibung der Realität sein. Das bedeutet man empfindet die zu erledigenden Aufgaben sind viel mehr, als sie tatsächlich sind. Hierbei kann man von einem Burnout Effekt bei Jugendlichen sprechen, der durch Überforderung und Überlastung auftritt. Ist dieses Überforderungsstadium nämlich einmal erreicht, so erscheint jede noch so kleine Aufgabe wie ein Marathon und es wird viel mehr Zeit zur Bewältigung von schulischen Aufgaben benötigt, als normalerweise. 

Diese beiden Gründe können sich natürlich bei jeder Person individuell auszeichnen und zudem auch in Kombination auftreten.

Wie kann ich gegen die schulische Überforderung vorgehen?

 

Es ist wichtig, zunächst einen klaren Überblick über die aktuelle Situation zu gewinnen. Das bedeutet:

  • Zusammenhängende Ursachen für die schulische Überforderung ermitteln (Leistungsdruck, Prüfungsangst, Burnout, etc.)

  • Herausfinden, wie der jeweilige Grund angefacht wird (durch Familie, Freunde, soziale Medien, usw.)

Schließlich müssen aktive Schritte zur Bewältigung des Problems folgen, wie zum Beispiel:

  • Anpassung der Zeiteinteilung von Schule und Freizeit

  • Bewältigung des Auslösers für die jeweiligen Ursache der Überforderung

  • Zudem ist es wichtig die eigenen Bedürfnisse und Ressourcen wieder stärker in den Alltag zu integrieren

 

Die Bewältigung der schulischen Überforderung ist keine leichte Aufgabe, insbesondere wenn man wenig Erfahrung auf diesem Gebiet hat. In solchen Situationen kann es sinnvoll sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. 

Wie eine Reduktion von Überforderung in der Schule aussehen kann:

Lilly hat sich Unterstützung gesucht und mit professioneller Hilfe ihre alltägliche Struktur verändert. Sie erkannte, dass der immense Leistungsdruck sie fast in ein Burnout führte. Nun kontrolliert sie mit einem Kalender, dass sie nicht zu viel Zeit mit schulischen Aufgaben verbringt. Natürlich will sie ihre schulischen Leistungen auch nicht vernachlässigen, doch Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse wird sie sich dank des neuen Zeitplans auch gewähren. Schon morgen geht sie seit langem mal wieder mit ihrer besten Freundin ins Kino, obwohl sie am darauffolgenden Tag eine Klausur schreibt. Auch wenn sie gut vorbereitet ist, hat sie ein wenig Angst. Ihrer Verabredung wird sie jedoch nichts in die Quere kommen lassen. Diese Herausforderungen will sie meistern und Spoiler: Das hat sie auch!


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