Die Kunst der Familienroutinen

Der Alltag mit einem buntgemischten Potpourri aus Abwasch, Terminen, Arbeit und Familienverpflichtungen kann oft wie eine akrobatische Jonglieraktion erscheinen. Teller hier, Wäsche dort, und die Kinder haben noch keine Zähne geputzt. Manchmal gerät der Alltag aus den Fugen. Doch wie und warum lohnt es sich Routinen einzubauen?

Routine für Familien

Lesezeit: 10 Min


Warum Routinen?

Routinen sind mehr als festgelegte Handlungsabläufe; sie sind wie die unsichtbaren Fäden, die das berauschende Chaos des Alltags zu einer etwas beruhigten Melodie verwandeln können. Studien legen nahe, dass klare Routinen nicht nur unsere Kinder zu sozialeren und emotional ausgeglicheneren Individuen formen, sondern auch unser eigenes Leben als Eltern entspannter gestalten können.

Die Bedeutung von Routinen

In dem Dschungel des Familienlebens sind Routinen wie Wegweiser – sie bieten Orientierung. Aber warum sind sie so entscheidend?

  1. Geborgenheit: Denkt an Routinen als den liebevoll gestalteten Rahmen eures Zuhauses. Routinen zeigen deinem Kind: Hier bist du zuhause, hier bist du geborgen, hier hat alles seinen Platz. Diese Ordnung bietet ein sicheres Grundgerüst um sich auszuprobieren und neue Erfahrungen zu machen. Das fördert Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein deines Kindes.

  2. Sicherheit: Klare Strukturen fordern und fördern Kinder in wiederkehrenden Aufgaben. Dadurch entsteht die positive Erfahrung Dinge eigenständig bewältigen zu können. Auch das stärkt das Selbstbewusstsein und baut innere Ruhe auf. Diese Vorhersehbarkeit der Strukturen und Regeln schafft ein Gefühl der Sicherheit, das die kleinen Entdecker ermutigt, sich in anderen Momenten dann auch auf das Wesentliche zu konzentrieren: das fröhliche Erkunden und Spielen.

  3. Selbstständigkeit durch Grenzen: Klare Regeln setzen nicht nur Rahmenbedingungen, sondern unterstützen auch die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein. Kinder lernen so nicht nur, ihre Zeit zu managen, sondern entdecken auch ihre Interessen und Talente.

Warum sind Routinen nützlich und wichtig?

Routinen sind nicht nur eine wichtige Grundlage des Familienlebens, sondern auch wertvolle Begleiter in turbulenten Zeiten. Ob Umzug, Schulwechsel oder familiäre Herausforderungen – sie bieten einen vertrauten Anker in unsicheren Situationen.

Vorteile für Eltern

Die Vorteile von Routinen gehen über die Kindererziehung hinaus. Klare Abläufe bedeuten nicht nur Zeitersparnis, sondern schaffen auch Raum für gemeinsame Aktivitäten und individuelle Entfaltung. Gemeinsame Routinen stärken das Band zwischen Eltern und Kindern und verleihen dem Alltag eine entspanntere Atmosphäre.

Vorteile für den Körper

Unser Gehirn schaltet auf Autopilot wenn wir Dinge immer wieder tun. So bleibt in unserem Kopf wichtige Kapazität für andere Dinge frei. Routine schafft also Raum für neue Erfahrungen. Und nicht nur unser Kopf, auch unser restlicher Körper gewöhnt sich an geregelte Abläufe: Wenn beispielsweise die Leselampe abends schon gedimmt ist, statt grell erleuchtet zu sein, schaltet unser Körper in den Ruhemodus. Das Schlafhormon Melatonin wird so ausgeschüttet.

Wie unterstützen wir Kinder beim Lernen von Routinen?

Die Einführung neuer Routinen erfordert Fingerspitzengefühl und Kreativität. Hier sind einige Tipps, die euch möglicherweise helfen können:

  1. Früh anfangen: Jedes Alter birgt Möglichkeiten für neue Routinen. Ob Kleinkind oder Teenager – passt die Routinen dem Entwicklungsstadium eurer Kinder an.

    Beispiel: Wenn dein Kind noch klein ist, könntet ihr mit einer Abendroutine beginnen, die das gemeinsame Aufräumen von Spielzeug vor dem Schlafengehen beinhaltet.

  2. Gutes Vorbild sein: Kinder lernen durch Beobachtung. Eltern sollten die Routinen vorleben, die sie von ihren Kindern erwarten.

    Beispiel: Wenn es darum geht, vor dem Essen die Hände zu waschen, zeige deinem Kind, wie wichtig dir das ist, indem du es selbst vorlebst.

  3. Klare Regeln festlegen: Verständliche Regeln, erläutert mit Geduld, bilden das Fundament neuer Routinen.

    Beispiel: Beim Aufräumen der Spielsachen könntest du erklären, dass dies hilft, den Raum aufgeräumt zu halten und jeder seinen Beitrag leistet. Sonst findet man irgendwann nichts mehr.

  4. Partizipation: Lassen wir unsere Kinder so oft wie möglich mitentscheiden. Das stärkt nicht nur ihr Selbstwertgefühl, sondern fördert auch die Kommunikation.

    Beispiel: Bei der Auswahl des Vorlesebuchs vor dem Schlafengehen könntest du dein Kind zwischen zwei Optionen wählen lassen.

  5. Ausnahmen zulassen: Abweichungen gehören zum Leben dazu. Erläutern wir unseren Kindern, warum es heute eine Ausnahme gibt, und begründen wir dies nachvollziehbar.

    Beispiel: Wenn es normalerweise keine Süßigkeiten vor dem Mittagessen gibt, könntest du eine Ausnahme machen, wenn es einen besonderen Anlass wie Omas Geburtstag gibt.

  6. Belohnung statt Bestrafung: Positive Gewohnheiten belohnen wir am besten mit Zuwendung. Eine Umarmung oder lobende Worte haben oft mehr Kraft als materielle Geschenke.

    Beispiel: Anstatt deinem Kind für das Zähneputzen eine Süßigkeit zu geben, könntest du es lobend dafür anerkennen, wie toll es seine Zähne pflegt und wie selbstständig es dies schon macht.

  7. Vorlieben nutzen: Orientieren wir uns an den Vorlieben unserer Kinder, um Routinen leichter zur Gewohnheit werden zu lassen.

    Beispiel: Wenn dein Kind abends lieber ein Hörspiel hört, anstatt ein Buch zu lesen, integriere das in die abendliche Routine.

  8. Kleine Schritte: Schrittweise Erweiterung von Routinen erleichtert die Anpassung. Statt dein Kind sofort mit der Gesamtheit einer neuen Routine zu konfrontieren, starte mit kleinen, leicht umsetzbaren Teilschritten.

    Beispiel: Wenn es darum geht, das Anziehen selbst zu übernehmen, könntest du dein Kind mit dem Aussuchen der Socken beginnen lassen und nach und nach weitere Kleidungsstücke hinzufügen.

  9. Geduld bewahren: Routinen brauchen Zeit, um sich zu festigen. Senke die Erwartung, sei geduldig und akzeptiere Fehler als natürlichen Bestandteil des Lernprozesses.

    Beispiel: Es ist völlig normal, dass es eine Weile dauert, bis dein Kind die Morgenroutine vollständig selbstständig durchführen kann. Sei geduldig und ermutige es auf dem Weg dorthin.

Fazit

Denken wir daran, dass unsere Kinder noch klein sind und Fehler machen dürfen. Die Entwicklung von Routinen ist ein Prozess, bei dem Geduld eine zentrale Rolle spielt. Selbst wenn erst einmal nicht alles reibungslos verläuft. Gemeinsam sind wir auf einer Entdeckungsreise, genießen wir also die kleinen Erfolge und wachsen wir gemeinsam mit neuen Routinen.

Bonus: Visuelle Unterstützung für kleine Entdecker

Die Welt unserer Kinder ist geprägt von visuellen Reizen und spielerischem Lernen. Daher können kreative Hilfsmittel wie bunte Bilder, eigens gestaltete Routinenpläne und Magnettafeln den Übergang zu neuen Abläufen erleichtern. Gemeinsam mit Papier, Stiften und Magneten wird so die Einführung von Routinen zu einem farbenfrohen Abenteuer für die ganze Familie. Nutzt bunte Bilder und Symbole, erstellt einen eigens gestalteten Routineplan oder probiert eine Magnettafel aus. So könnt ihr spielerisch und kreativ eure eigenen Routinen entwickeln und euren Alltag bunter gestalten!

Wichtig:

  • Die einzelnen Schritte sollten für dein Kind gut nachvollziehbar sein

  • In ihrer Abfolge sollten diese gut sichtbar und erkennbar sein

  • Auf altersgerechte Abläufe und Aktivitäten achten

  • Wenn Routinen dann auch ohne Hilfsmittel funktionieren, können diese auch wieder weggelassen werden.

Durch Routinen kann dein Kind Schritt für Schritt lernen selbstständig zu werden. Und das ist wohl das ganze Leben lang wertvoll.


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